St. Mauritius Buchhofen
Die Kirchenglocke von Buchhofen
Es dauerte noch mehr als sieben Jahrzehnte, bis Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, auch Leonardo da Vinci oder Martin Luther waren noch nicht geboren, da hing die alte Kirchenglocke schon im Turm der Kirche St. Mauritius von Buchhofen. Selbst als die Schweden im Dreißigjährigen Krieg ins Dorf einfielen und eine der schlimmsten Notzeiten über die Bewohner brachten, hatte sie schon über 200 Jahre auf dem Buckel. Sage und schreibe 600 Jahre wird die kleine Glocke dieses Jahr alt. Wie vielen Buchhofenern wird sie schon das Geleit auf ihrem letzten Weg gegeben haben? Wie oft hat sie die Menschen im Dorf zum Gebet oder zur Messe gerufen? Sicher viele hunderte oder gar tausende Male!
Das „Geburtsdatum“ kann man an der Glocke selber ablesen, wenn man in den alten Kirchturm hinaufsteigt. Zwischen zwei Reifen steht folgende Umschrift in gotischen Minuskeln: „anno dni (domini) m cccc xviii hoc opus factus est per magistrum iohnem payr civis ratispon“ (Im Jahre des Herrn 1418 wurde dieses Werk geschaffen von Johannes Payer, Bürger von Regensburg). Der Glockengießer Johannes Payer von Regensburg wird in der Frühzeit des 15. Jahrhunderts öfter genannt.
Wie vorher schon erwähnt, hat die Glocke bewegte Zeiten erlebt. Und auch für sie selbst waren manche Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes „bewegend“. Juliana Zirngibl, die 97 Jahre in Buchhofen gelebt hat, erzählte immer die Geschichte, dass ihr Vater Xaver Geillinger gegen Ende des 1. Weltkriegs mit anderen Männern des Dorfes, die namentlich nicht überliefert sind, die Kirchenglocke vom Turm herunterholte und im Karl-Weiher versenkte, um sie unauffindbar zu machen. Sie sollte nämlich zur Herstellung von Waffen und Munition eingeschmolzen werden, weil die Rohstoffe knapp waren. So hat die kleine Glocke vor etwa 100 Jahren sozusagen ihren „zweiten“ Geburtstag gefeiert.
Die alljährliche Prozession zur Kapelle in Buchhofen am 2. Juli und das anschließende Dorffest sollen dieses Jahr deshalb auch im Zeichen des „Glockenjubiläums“ stehen.
Verfasst von: Christian Grepmeier
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