St. Andreaskirche Untersaal
Text aus dem Buch „Heimat an Donau und Feckinger Bach“ von Sebastian Kiendl:
Dieses köstliche Kirchlein, an dem man in der Regel achtlos vorüberfährt, hat eine eigenartig ovale Bauform und ist dem hl. Andreas geweiht. Die äußere Form der Kirche erinnert unwillkürlich an Weltenburg, ihr Baumeister hat sich jedenfalls von der dortigen Klosterkirche manchen künstlerischen Gedanken geholt. In Frage kommt der Kelheimer Baumeister Jakob Aman. Sie wurde um 1730, also kurz nach der Kirche von Herrnsaal, erbaut. Die Fenster sind rundbogig. Das Portal an der Westseite hat geraden Sturz. Zwei Pilaster tragen einen Aufsatz mit Nische, darin die Figur des gegeißelten Heilands. Der Dachreiter sitzt über der Mitte des Langhausfirstes. Die Kirche ist achtseitig, mit Kuppeldach, geschindelt. Die Wölbung schmückt stuckiertes Rahmenwerk. Die Ausstattung ist eine interessante Lokalarbeit von dem Obersaaler Schreiner Sturm. Der Hochaltar, hoher schlanker Aufbau mit sechs Säulen. Das Altarblatt handwerklich. Aufzug mit vier Säulchen zwischen Giebelschenkeln, auf denen Engel sitzen. Der Altar hat alte Fassung in rotem Marmor; die Säulen sind weiß, die Friese weiß mit grüner Ornamentik, die Blumenstücke farbig. Statt Gold ist mehrfach Grün verwendet. Seitlich schließen sich an den Altar, der nicht ganz im Schluss steht, Abschlusswände für die Sakristei an, die hinter dem Altar sich befindet. Die Seitenaltäre haben je vier Säulen. Die Altarblätter stellen St. Katharina und Johannes von Nepomuk dar. Die Kanzel ist Frührokokoschöpfung um 1730. Stuhlwangen mit gutem Akanthusschnitzwerk, dem Stil nach um 1715. Der Kreuzweg ist ländliche Hinterglasmalerei vom Ende des 18. Jahrhunderts. In Untersaal war bereits vor dem Bau dieser Kirche ein dem hl. Andreas geweihtes Kirchlein, darum hieß der Ort auch Andrä-oder Andree-Sall.
Vor dem Eingang zur Kirche stehen zwei stattliche, schöne alte Linden. Die Postsaaler lieben ihre Lindenbäume. Was mag sich unter ihren Zweigen nicht schon alles zugetragen haben! Geschlechter sind emporgestiegen, haben unter ihrem Schatten den Lebenstraum durchlebt und sind wieder hinabgesunken, sie aber haben weiter gegrünt. Wie viel könnten sie uns erzählen von Liebe und Hass, von Freude und Schmerz, von Leben und Tod! Für den Gefühlsmenschen und Naturfreund hat der Lindenbaum seine Reize. Auf Andree (30. November) wird das Kirchenpatrozinium, im Volksmund Krautkirta, feierlich kirchlich begangen und auch der Beginn der Adventszeit, früher die Zeit der Orakelsprüche mancher Dorfschönen von Postsaal, wie z. B.: „Bettstatt, i tritt di, heil’ger Andreas, i bitt di, lass mir erschein den Liabsten mein!“ Und „Über die Donau heiratet man nicht“, sagten die Postsaaler noch vor dem 1. Weltkrieg, und die meisten hielten sich daran.
In Altbayern steht immer in der Nähe der Dorfkirche auch ein Wirtshaus, und nach dem alten Benediktinerspruch: „Ora et labora – bete und arbeite“ haben unsere bäuerlichen Großväter und Urgroßväter gelebt und nach dem Kirchgang in gemütlicher Runde ein bayer. Seidel Bier getrunken.